Verschollen in Mainhattan by Andrea Habeney
Autor:Andrea Habeney
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Conte Verlag GmbH
veröffentlicht: 2014-09-22T00:00:00+00:00
Tag 9
Von ihrer nächtlichen Unruhe war nichts zu bemerken, als sie am nächsten Morgen forsch die Tür zu ihrem Büro öffnete. Ãberrascht prallte sie zurück. Kevin Hansen lehnte lässig an ihrem Aktenschrank und trank Kaffee.
Jenny ging zu ihrem Schreibtisch und legte ihre Tasche ab. »Ein Déjà -vu«, meinte sie, »ich habe definitiv ein Déjà -vu.«
Er grinste, stieà sich vom Schrank ab und kam auf sie zu. Sie nahm die Kaffeetasse, die er ihr entgegenhielt und nippte daran. »Guter Kaffee, aber was machst du hier in aller Herrgottsfrühe?«
Scheinbar schockiert schüttelte er den Kopf. »Frühe? Es ist fast Mittag.«
Sie sah zur Uhr. »Acht Uhr ist bei dir Mittag? Und überhaupt: Lenk nicht ab!«
Schlagartig wurde er ernst. »Ich wollte dich alleine sprechen. Diese Praktikantin â¦Â«
»Melanie?«
Er fuhr fort, als hätte sie nichts gesagt. »Ich habe sie überprüft. Aber es ist nichts dabei herausgekommen.«
»Ãberprüft? Warum denn? Vielleicht hast du dir nur eingebildet, sie zu kennen?«
»Eins habe ich herausgefunden«, überging er ihren Einwand, »sie hat explizit verlangt, mit dir zusammenzuarbeiten.«
Jenny lächelte. »Jeder will in die Mordkommission.«
»Eben nicht die Mordkommission. Ich sagte, mit dir!«
Sie sah ihn nachdenklich an. »Ein Fan?«, witzelte sie schwach.
Er blieb ernst. »Ich würde ein Auge auf sie haben.«
Jenny winkte ab. »Was soll schon mit ihr sein? In ein paar Wochen ist sie wieder weg. Sie ist mehr an meinen jungen Kollegen interessiert als an mir.«
Als er zur Tür ging, räusperte sie sich. »Kevin?« Er blieb stehen und sah über die Schulter.
»Wie heiÃt du wirklich?«
Ein breites Grinsen ging über sein Gesicht. »Abendessen?«
Sie schüttelte den Kopf. Er grinste noch breiter und schlenderte hinaus. Jenny fluchte leise und schenkte sich einen Kaffee ein. Melanie Siebert, dachte sie. Noch ein Rätsel?
Als Logo kurz darauf zur Tür hereinkam, erzählte sie ihm von Kevins Besuch. »Warum wollte sie speziell zu mir?«
Seltsamerweise schien Logo nicht besonders überrascht. Ein Anflug von Unbehagen flackerte über sein Gesicht.
»Was ist denn?«, wollte Jenny wissen.
»Die Sache damals«, begann er zögernd.
Jenny ahnte, worauf das hinauslief. »Du meinst echt, dass �«
»Du bist seitdem eine Berühmtheit.«
»Ich dachte, es wäre endlich Gras darüber gewachsen?«
Er hob die Schultern. »Im Kollegenkreis schon. Aber vielleicht hat sie davon gehört und empfindet ein morbides Interesse. Sieh es als Kompliment. Wahrscheinlich hält sie dich für besonders erfahren.«
»Glaub eher, es entspricht genau dem morbiden Interesse, das die Menschen an einem Autounfall mit Schwerverletzten zeigen.«
Logo nickte. »Ekelhaft. Ist ja auch nur eine Möglichkeit. Ich werde ihr bei Gelegenheit auf den Zahn fühlen.«
Da in diesem Moment Melanie und Sascha ins Zimmer traten, war Jenny der Notwendigkeit einer Antwort enthoben, konnte Logo und Sascha aber auch nicht über die nächtliche SMS informieren. Mit Unbehagen registrierte sie, dass die junge Praktikantin immer häufiger mit Sascha zusammen eintraf oder das Präsidium verlieÃ. Sie nahm sich vor, ihn noch einmal eindringlich zu warnen.
Zunächst jedoch hatte Melanie, die heute übertrieben munter erschien, Fragen zu Morgenstern. Vehement wies sie auf die Verdachtsmomente hin und äuÃerte ihr Unverständnis, dass er auf freien Fuà gesetzt worden war.
»Dafür haben wir Gesetze«, erklärte Jenny endlich genervt, »wenn sie Ihnen nicht gefallen, sollten Sie Jura studieren, statt zur Polizei zu gehen.
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